by Jonas Stärk (twitter: @JonasStaerk)
WEEK 4 TAKEAWAYS:
Remmers-Experiment auf Guard gescheitert
Nach dem Karriereende von Guard Joe Berger am Ende der vergangenen Saison rechneten viele damit, dass die Vikings im Draft einen Ersatzmann in den frühen Runden holen würden, besonders da die Klasse auf dieser Position als relativ stark galt. General Manager Rick Spielman verzichtete jedoch darauf, auch weil man früh in der Offseason andeutete die Position des rechten Guards mit dem eigentlichen Right Tackle Mike Remmers besetzen zu wollen.
Das in ihn gesetzte Vertrauen konnte Remmers bisher nicht zurückzahlen. Gegen die Los Angeles Rams war er erneut der größte Unsicherheitsfaktor in der Front-Five der Vikings. Fairerweise muss man sagen, dass es sicher angenehmere Gegner gibt als Aaron Donald und Ndamukong Suh. Allerdings war es bereits das zweite Spiel in welchem Remmers acht Pressures zuließ. Mit 22 zugelassenen Pressures in den ersten vier Spielen hält Remmers einen traurigen Ligahöchstwert für interior Offensive Linemen. Zum Vergleich: In zehn Spielen als Right Tackle ließ Mike Remmers in der vergangenen Saison nur 17 Pressures zu. Auch bei seiner Stärke, dem Run Blocking, kommt Remmers auf der neuen Position nicht an seine letztjährigen Leistungen ran.
Right Tackle ist zudem nicht nur Remmers‘ bessere Position, sondern in der NFL auch die wertvollere. Und auch der aktuelle Starter auf Right Tackle Rashod Hill konnte in den ersten Wochen kaum Argumente sammeln, warum man Remmers weiterhin von seiner Stammposition fernhalten sollte. Nun liegt es an den Coaches, dieses gescheiterte Experiment endlich zu beenden.
Barr-Kritik nicht unberechtigt aber überzogen
Während die Offense trotz Schwierigkeiten im Laufspiel und der Passprotection bisher durchaus positiv auftritt, kommt die eigentlich hochwertig besetzte Defense nicht in Schwung. Nach der Shoot-Out-Pleite gegen die starken Los Angeles Rams rückte besonders ein Mann in den Mittelpunkt der Kritik, der sich in der laufenden Saison eigentlich für einen hoch dotierten Vertrag empfehlen möchte: Linebacker Anthony Barr. Und die Statistiken lesen sich tatsächlich verheerend. Viermal warf Rams Quarterback Jared Goff in Barr’s Coverage und war damit bei allen versuchen erfolgreich. Insgesamt ließ der Outside Linebacker 119 Receiving Yards und drei Touchdowns zu und brachte sich somit negativ in den Fokus vieler Fans. Es lohnt sich jedoch einen genaueren Blick auf alle drei Touchdowns zu werfen.
Beim ersten Touchdown wurde Barr für einen acht Yards Touchdown von Running Back Todd Gurley geschlagen. Hilfe durch einen Safety hatte er dabei nicht, da Smith sich früh auf die andere Seite orientieren musste um die Post-Route des innersten der drei Receiver auf der rechten Angriffsseite der Rams zu verteidigen. Zum Beginn der Route ist zu sehen, dass Barr auf eine Angle-Route von Gurley nach innen spekuliert, da diese von Gurley beinahe immer gelaufen wird. Somit kommt Barr in Rückstand als Gurley auf die so genannte Seam-Route geht anstatt wie sonst den Cut nach innen auf die Angle-Route zu machen.
Beim zweiten Touchdown ist Barr komplett schuldlos. Während die beiden Outside-Cornerbacks Man-to-Man spielen, lässt sich Slot-Corner Mackensie Alexander durch die Cross-Route von Cooper Kupp abschütteln und verfolgt diesen nicht weiter, obwohl das seine Aufgabe wäre. Somit entsteht das Mismatch zwischen Kupp und Barr, der in diesem Play eigentlich nur die Flat-Zone (kurze, äußere Zone) auf seiner Seite covern sollte. Da sich Sendejo auch noch durch Goff irritieren lässt, der zu Beginn des Snaps andeutet, den Ball in die Richtung von Cooks werfen zu wollen, hat Barr zudem keine tiefe Hilfe und ist somit als Linebacker gegen den Speed des Receivers Kupp, der den Cut upfield macht, chancenlos.
Der letzte Touchdown gegen Barr ist besonders dem genialen Play-Calling von Rams Head Coach Sean McVay zu verdanken. Die Rams bringen zunächst ein eindeutiges Run-Set mit 13 Personnel (1 RB, 3 TEs), weshalb die Vikings in eine Base-Defense ohne zusätlichen DB gezwungen werden. Die erste Aufstellung der Rams ist eine I-Formation, aus welcher aber durch Pre-Snap-Shifts eine Empty-Formation wird, in welcher der einzige Receiver auf dem Feld (Robert Woods) im Slot das Mismatch gegen Barr erzeugt. Als Reaktion auf die neue Formation wechseln die Vikings zu einer Cover-3 (Das tiefe Feld wird in drei Zonen geteilt), welche McVay mit vier vertikalen Routen attackiert. Somit muss Sendejo sich in der Mitte zwischen zwei tiefen Routen entscheiden und orientiert sich zum Tight End Tyler Higbee, der keinen Gegenspieler hatte. Dies lässt Barr erneut One-on-One ohne Hilfe gegen den Receiver, weshalb Barr erneut chancenlos ist.
Das alles bedeutet nicht, dass jegliche Kritik an Anthony Barr nach den ersten Wochen unberechtigt ist. Im Spiel gegen die Rams wurde der Linebacker jedoch besonders das Opfer von verpassten Assignments anderer Spieler und klugem Play-Calling und Play-Design von Rams-HC Sean McVay.
Sehr gut analysiert!!! Mein Kompliment Jonas 👌🏻