Der NFL Draft 2019 kommt immer näher und die möglichen Zielspieler der Teams zeichnen sich langsam klarer ab. Dennoch gibt es nach wie vor einige Szenarien über welche in den Medien und von Experten noch recht wenig gesprochen wird. Dennoch können auch einige dieser Szenarien viel Sinn ergeben.
Für den folgenden Mock Draft wurde der Mock Draft Simulator von thedraftnetwork.com genutzt.
Runde 1 (18. Pick): DALTON RISNER, Offensive Line, Kansas State
Es ist kaum mehr als ein paar Wochen her, da war Dalton Risner der absolute Fan-Liebling unter den diesjährigen Draft Prospects für die Fans der Minnesota Vikings. Der Hype um seine Person ist jedoch nach dem Combine etwas abgeflaut. Viele sehen Risner eher als Kandidat für einen späten 1st Round Pick oder einen frühen 2nd Rounder. Somit würden nach dem heutigen Stand wohl einige die Wahl von Risner an 18 als Reach verschreien. Dennoch macht dieser Pick viel Sinn, denn Risner bringt drei Attribute mit, welche sich für den O-Line Rebuild als sehr wertvoll erweisen können: Zuverlässigkeit, Flexibilität und einen hoch gelobten Charakter. Risners Zuverlässigkeit zeigt sich besonders in der Pass-Protection. Seit der Saison 2016 ließ er keinen Sack mehr zu. Flexibilität bietet Risner für die Vikings besonders im Bezug auf die Positionsplanung, da er wohl vier der fünf O-Line Positionen in der NFL spielen könnte (Right Tackle, Left & Right Guard und Center). Das wohl wertvollste für die Vikings wäre aber wohl sein Charakter. Risner gilt überall als sehr hoch angesehen, war Team-Captain und Locker Room Leader auf dem College und könnte mit seiner Mentalität auch seine Mitspieler mitreißen. In der letzten Saison hatte man öfters das Gefühl, dass den Vikings so jemand fehlte und die erfolgreiche Saison davor hat gezeigt wie wertvoll ein funktionierender Locker Room ist. Character matters!
Runde 2 (50. Pick): BLAKE CASHMAN, Linebacker, Minnesota
Ein Linebacker in der zweiten Runde trotz der Vertragsverlängerung von Anthony Barr? Unwahrscheinlich, aber dennoch möglicherweise sinnvoll. Warum? Weil immer mehr gute Offenses dazu übergehen ihr Passing Game aus 12- oder 21-Personnel zu spielen. Dies hat den Vorteil, dass der Gegner öfter in die Base Defense gezwungen wird, während sich die Verteidigungen durch die zunehmende Nutzung des Nickel-Personals gut auf das heutzutage übliche 11-Personnel eingestellt haben. Für die Vikings entsteht hier allerdings das Problem, dass man mit Ben Gedeon (Run-Stopper) und Eric Wilson (Cover-LB) zwei Spezialisten hat, die gut auf ihrem Gebiet sind aber angreifbar durch deutliche Schwächen auf dem jeweils anderen Gebiet. Diese Probleme zeigten sich bereits im letzten Jahr immer wieder, da die Vikings gegen Tight Ends und gute Pass-Catching Running Backs oft schlecht aussahen. Cashman ist ein extrem athletischer Weakside Linebacker, der stark in Coverage agiert und so das Problem der Vikings auf diesem Gebiet lösen könnte. Gegen den Lauf ist Cashman stärker einzuschätzen als Eric Wilson und sollte mit seiner Athletik die Räume zu nutzen wissen, welche die dominante D-Line der Vikings schafft.
Runde 3 (81. Pick): KHALEN SAUNDERS, Defensive Tackle, Western Illinois
Dass die Vikings einen interior Defensive Lineman holen, ist abzusehen. Etwas überraschend wäre es aber dennoch, wenn die Wahl auf einen Nose Tackle fällt und nicht auf einen 3-Technique. Dennoch kann auch das Sinn machen, denn Jaleel Johnson spielte bislang kaum eine Rolle als Nose Tackle, deutete aber an, dass er als 3-Technique stärker sein könnte. Mit Saunders als Back-Up für Joseph könnte Johnson nun die Freiheit bekommen, mehr auf seiner stärkeren Position zu spielen. Zudem könnte auch Joseph mehr Pausen gebrauchen. Saunders ist ein aggressiver One-Gapper und passt somit gut in Mike Zimmers Defense. Als herausragender Athlet mit technischem Verbesserungspotential ist er zudem ein ideales Andre Patterson Projekt mit der Chance in ein paar Jahren den Platz von Linval Joseph zu übernehmen.
Runde 4 (120. Pick): COREY BALLENTINE, Cornerback, Washburn
Das Draften von Defensive Backs ist aktuell in der Fanbase der Vikings wohl so verhasst wie nie. Dennoch haben die Vikings ein Need auf Cornerback, da die Verträge von Mackenzie Alexander und Trae Waynes nach der Saison auslaufen. Die Doping-Sperre von Holton Hill hat die Situation nun zusätzlich verschärft. Ballentine ist ein Small-School Talent, welches beim Senior Bowl einen starken Eindruck hinterlassen hat und die nötigen athletischen Voraussetzungen für die NFL mitbringt. Besonders gelobt wird Ballentine für seine Coachbarkeit und Intelligenz, was wichtig ist, da die Vikings unter Mike Zimmer ein sehr komplexes Defense System spielen. Zudem bringt Ballentine Special Teams Value als Gunner und Returner mit, was nach dem Abgang von Marcus Sherels dringend gebraucht wird.
Runde 6 (190. Pick): HJALTE FROHOLDT, Offensive Line, Arkansas
Froholdts Draft Stock ist ein Rätsel. Einige sehen in ihm das Potential eines Day 2 Picks, andere sehen ihn hingegen als undrafted Free Agent. Dass er gedrafted wird ist wohl relativ sicher, zwischen Runde 3 und Runde 7 scheint jedoch alles möglich zu sein. Froholdt ist sehr beweglich und athletisch bestens für eine Zone-Offense geeignet. Problematisch ist jedoch seine Armlänge, weshalb er 1-gegen-1 oft Probleme bekommen könnte, da es ihm schwer fällt Defender von seinem Körper wegzuhalten. Seine Einsetzbarkeit auf Guard und Center, sowie der offensichtliche Scheme Fit machen Froholdt dennoch zu einem lohnenden Late Round Ziel für die Vikings.
Runde 6 (209. Pick): PENNY HART, Wide Receiver, Georgia State
Nach Corey Ballentine ist Penny Hart das zweite Small-School Talent in diesem Mock Draft, welches durch einen starken Senior Bowl auf sich aufmerksam gemacht hat. Hart ist ein flinker Slot Receiver, der sich mit sehr guten Routen schnell gegen Man Coverage lösen kann. Sein Long Speed und Catch Radius sind Attribute die gegen ihn sprechen. Dennoch könnte er für die Vikings nützlich sein, da gegnerische Verteidigungen oft Diggs und Thielen doppeln und somit1-gegen-1 Situationen entstehen, die Hart mit seiner Explosivität und seinen guten Routen ausnutzen könnte.
Runde 7 (247. Pick): DONALD PARHAM, Receiver/Tight End, Stetson
Nein, in diesem Mock Draft wird nicht mit Spielern von kleinen Colleges gegeizt. Auch Donald Parham gehört in diese Kategorie. Allein seine Körpergröße (2,03 m) macht den Hünen aus Stetson zu einem sehr interessanten Spieler. Durch einen ordentlichen Speed und für seine Größe überraschend gutes Route Running kann Parham in der NFL eine Rolle als Redzone-Waffe und „Very Big Slot“ Receiver einnehmen. Offiziell ist Parham zwar als Tight End gelistet, wird aber wohl kaum als traditioneller Tight End eingesetzt werden, da er als In-Line-Blocker kein Faktor ist. Ebenfalls fraglich ist, wie gut Parham mit den wesentlich stärkeren Gegnern in der NFL zurecht kommt. Eine gute Performance beim Senior Bowl hätte seinem Draft Wert deutlich helfen können, wurde aber durch eine Verletzung am ersten Tag verhindert.
Runde 7 (250. Pick): DONNELL GREENE, Offensive Tackle, Minnesota
Die beiden aussichtsreichsten Gophers-Prospects landen bei den Vikings? Das wäre doch mal eine Geschichte. Donnell Greene ist ein massiver Offensive Tackle, der jedoch wegen Verletzungsproblemen während des Draft-Prozesses vom Radar vieler Scouts verschwunden ist. Wenn er fit ist, tritt Greene als zuverlässiger Pass-Protector und dominanter Run-Blocker auf. Seine Athletik ist besser, als ihm das viele zugestehen und es ist eine Schande, dass er das verletzungsbedingt nicht beim Combine oder Pro Day beweisen konnte. Gute Athletik-Scores hätten Greene ähnlich wie seinen ehemaligen Teamkollegen Cashman auf vielen Boards steigen lassen können. Bei den Vikings könnte Greene für dringend benötigte Tiefe auf Tackle sorgen.
Fazit:
Wie bereits in der Einleitung angedeutet, war dieser Mock Draft nicht darauf ausgelegt das wahrscheinlichste Szenario aufzuzeigen. Stattdessen werden hier Optionen präsentiert, welche bisher wenig diskutiert wurden, aber für die Bedürfnisse der Vikings sinnvoll sein könnten. Der Fokus auf bisher etwas unter dem Radar fliegende Optionen wird auch durch die hohe Anzahl an Small-School Talenten in diesem Mock Draft verdeutlicht.
Ist mal etwas anderes, ich würde aber würgen, wenn das so kommen sollte.
Besonders deine Picks 2&3 gefallen mir nicht wirklich. Über die Qualität von Cashman sind wir uns einig. Aber der Positional Value mit Barr & Kendricks in der Hinterhand ist mir zu gering für einen 2nd-Rounder.
Saunders habe ich so schon am dritten Tag, als Backup NT sogar eher richtung Runde 5-6.
Froholdt und Greene sind gute Picks, Parham der Sleeper mit großem Potential.
Risner ist okay an 18. Kommt drauf an was noch auf dem Board war.