Jonas:
1. Kyler Murray
2. Dwayne Haskins
3. Drew Lock
4. Daniel Jones
5. Brett Rypien
Analyse:
Selten hat ein Draft-Jahrgang so danach geschrien, den alljährlichen Run auf Quarterbacks ausfallen zu lassen. Verhältnismäßig viele Teams haben aktuell Starting Quarterbacks, die Draftklasse ist voll mit defensivem Talent und auch die Klassen für den Supporting Cast der Quarterbacks (besonders Receiver und O-Line) sehen gut aus. Zudem sehen die Quarterback-Klassen der nächsten beiden Drafts jetzt schon vielversprechender aus als der diesjährige Jahrgang.
Fast wäre die Klasse noch uninteressanter geworden, als sie sowieso schon ist, doch dann entschied sich Kyler Murray, 1st Round Pick der Oakland Athletics in der MLB, doch überraschend dafür NFL Football zu spielen. Nach vielen Diskussionen über seine Größe und seinen Körperbau konnte er sich im Laufe des Draft-Prozesses als Nummer 1 der Quarterback-Klasse etablieren und dürfte nun sicher ein Top 5 Pick sein. Insgesamt ist Murray ein gefährlicher Dual-Threat mit ordentlicher Genauigkeit auf allen drei Leveln, guter Armstärke und sicherer Pocket Präsenz, wobei ihm dort auch die Tatsache geholfen hat, dass Oklahoma über die beste College O-Line des Landes verfügt hat. Als Runner wäre er wohl sofort der zweit gefährlichste Läufer hinter Lamar Jackson, allerdings wird sich erst noch zeigen müssen, wie viele Hits er in der NFL seinem Körper zumuten kann. Murrays größte Schwäche sind mittellange Pässe in die Mitte des Feldes und genaue Spot Throws gegen Zone-Coverage. Dennoch bringt er ohne Zweifel das größte Potenzial auf seiner Position im diesjährigen Draft mit.
Dwayne Haskins ist ein One-Year Starter, der sich durch eine sehr gute letzte Saison in die erste Runde gespielt haben dürfte. Anders als Murray ist Haskins ein traditioneller Pocket-Passer. Bei kurzen und mittellangen Pässen besitzt Haskins im allgemeinen eine gute Genauigkeit und sehr guten Touch. Allerdings fehlt Haskins jegliche Mobilität, weshalb er große Schwierigkeiten hat, wenn die Pocket zusammenbricht. Immerhin besitzt er grundsätzlich eine solide Präsenz innerhalb der Pocket und macht oft im richtigen Moment der Schritt hoch in die Pocket. Seine größte Stärke sind mittellange Spot Throws gegen Zone-Coverage, die er mit guter Antizipation wirft. In einer West-Coast Offense, die viel mit kurzen und mittellangen Pässen arbeitet und die eine gute Interior O-Line hat, kann Haskins zu einem soliden Starter werden. Es ist jedoch fraglich, ob er jemals über den Status als Game-Manager hinauskommen wird.
Es gibt viele Draft-Rituale, die sich Jahr für Jahr wiederholen. Eines davon ist, dass so ziemlich jede Klasse einen inakkuraten Quarterback mit einem extrem starken Arm hervorbringt, der in den Top 10 landet, obwohl er das besser nicht sollte. Der diesjährige Kandidat für diesen Titel ist Drew Lock. Besonders wenn er Druck bekommt wird seine Entscheidungsfindung und Genauigkeit zur Lotterie. Unter Laborbedingungen und ohne Druck hätte Lock wohl den besten Deep Ball der Klasse, doch es ist zweifelhaft, ob er das in der NFL konstant zeigen kann. In einer Vertical Passing Offense mit sehr guter Offensive Line könnte Drew Lock zu einem ordentlichen Starter in der NFL werden. Sollte er aber keine Top 5 O-Line vor sich haben, wird es schwierig.
Daniel Jones ist beinahe so etwas wie der Gegenentwurf zu Lock. Auf dem ersten und zweiten Level kann Jones jede Zone-Coverage zerlegen, verliert aber jede Genauigkeit, wenn er weiter als 15 Yards downfield werfen muss. Anders als seine beiden Vorgänger kann Jones durchaus als Dual-Threat gesehen werden, der auch bei gewollten QB-Runs gefährlich sein kann. Grundsätzlich verhält er sich gut gegen Druck, hält aber den Ball oft zu lange. In einer West-Coast Offense mit einem schnellen Rhythmus im Passing Game und der Möglichkeit den Quarterback in Bewegung zu halten, könnte Jones auch in der NFL einen soliden Erfolg haben. Sein schlechter Deep Ball könnte allerdings verhindern, dass er sich langfristig als Starter durchsetzt.
In vielen Aspekten des Spiels ist Brett Rypien zum Teil deutlich weiter als seine Vorgänger in diesem Ranking. Allerdings fehlt es ihm deutlich an Armstärke, was besonders deutlich wird, wenn er aus der Bewegung werfen muss. Sofern er aus einem soliden Set seine Pässe werfen kann, ist er auf allen drei Leveln akkurat. Zudem trifft er von allen Quarterbacks dieser Draftklasse die besten Entscheidungen unter Druck. Seine Athletik und Mobilität sind nichts besonderes, aber immerhin gut genug, um nicht als Schwäche angesehen zu werden. Wie bereits angesprochen wird seine Produktivität außerhalb der Pocket jedoch deutlich durch seine geringe Armstärke eingeschränkt. Seine grundsätzliche Genauigkeit und Qualitäten unter Druck werden Rypien wohl lange in der Liga halten. Durch seinen schwachen Arm wird er aber womöglich nie über den Status eines Career Back-Ups oder Borderline Starters hinauskommen.
Ein weiterer Career Back-Up könnte Ryan Finley werden. Der ehemalige NC State Spielmacher ist ein klassischer Game-Manager, der effektiv zwischen 0 und 15 Yards downfield spielen kann, darüber hinaus aber wenig Potenzial hat. Für eine Rolle als solider Back-Up könnte es aber reichen und das ist schon eine der besseren Aussichten in dieser Quarterback-Klasse.
Stephan:
1. Kyler Murray
2. Dwayne Haskins
3. Drew Lock
4. Daniel Jones
5. Will Grier
Analyse:
2019 droht kein vielversprechender Jahrgang für die Quarterbacks zu werden. Es gibt schlicht zu wenige echte Chancen auf dauerhafte NFL Starter. Doch wird es Teams abschrecken, Akteuere trotzdem früh zu draften?
Kyler Murray. Wer sich ein wenig mit dem diesjährigen Draft beschäftigt hat, wird von ihm gelesen haben. Kaum ein Tag vergeht an dem kein neues Gerücht über ihn und seinen Draftstock veröffentlicht wird. Kurz vor Draft scheint klar: Murray wird ein Top5 Pick werden. Eine exakte Analyse würde hier den Rahmen sprengen, daher halten wir uns kurz.
Er ist ein All-Around Passer mit Stärken sowohl in als auch außerhalb der Pocket. Dabei kann er alle drei Ebenen (short, intermediate, deep) des Feldes bespielen. Sein schneller Release kombiniert er mit gut platzierten Pässen, die nicht nur sicher am Receiver ankommen, sondern auch die Chance auf Yards nach dem Catch bieten. Er ist sehr mobil, nutzt seine Füße aber eher um sich Zeit für den Wurf zu schaffen und läuft selbst nur, wenn es nicht anders geht. Was spricht gegen Murray? Er wird der kleinste und schmächtigste Starting Quarterback sein. Gerade letzteres muss man im Auge behalten: Wie robust ist er gegen Hits? Dazu neigt er manchmal zu zu risikoreichen Würfen, welche er mit seiner starken Accuracy aber oft meistert. Außerdem lief er nur ein Jahr als Starter in Oklahoma auf und genoss dort die wohl beste Line des Landes, was seine Fähigkeiten unter Druck schwer beurteilen lässt.
Murray hat gute Chancen als erster Spieler überhaupt gedrafted zu werden. Zurecht, denn er ist der beste Quarterback und bringt somit den besten Value für Teams auf der Suche nach ihrem neuen FranchiseQB.
Dwayne Haskins hat ein unglaubliches Jahr in Ohio State hinter sich. Unter anderem ist er erst der sechste Quarterback, der es schaffte mindestens 50 Passing Touchdowns in einer College Saison zu erzielen. Dabei agiert er primär aus der Pocket, ist ein hervorragender Rhytmus-Passer (was ihn interessant für West-Coast Teams werden lässt), besitzt einen starken Arm und hat ideale Körpermaße für die Position. Auch das mentale Spiel, also die Reads vor und nach dem Snap sind eine ausgewiesene Stärke. Er vermeidet Turnover und ist am besten, wenn das Spiel in die entscheidende Phase geht. Trotzdem habe ich Haskins nicht ganz so hoch eingeordnet, wie viele andere. Gründe dafür sind das immer wieder auffallende schlechte Ballplacement, wodurch Receiver unnötig im Bewegungsablauf beeinträchtigt werden und die Chancen auf eine bessere Position verlieren. Aber auch seine „Übervorsichtigkeit“ fiel auf. Zu oft nimmt er den Checkdown anstatt eines freien und gewinnbringerenden Receivers. Im Gegensatz zu Murray ist Dwayne Haskins kein mobiler Passer. Er wird primär im Pocket bleiben und kaum Raumgewinn mit Scrambles erzielen.
Ein Team wird Dwayne Haksins vermutlich in den Top10 ziehen. Ob er ein dauerhaften FranchiseQB werden kann? Ich habe Zweifel.
Drew Lock ist zu Ende des Draftprozesses ebenfalls im Talk um die Top10 gelandet. Lock hat einen der stärksten Ärme des Jahrgangs, was nicht nur seinen Deepball brandgefährlich macht, sondern ihm auch erlaubt, den Ball von verschiedenen Plattformen aus (etwa Stellung der Beine, Sidearmthrow, etc.) mit genügend Kraft zum Mitspieler zu maneuvrieren. Das ganze paart er mit einem meist guten Ballplacement und geringen Turnoverzahlen. Locks Schwäche ist sein Verhalten unter Druck. Hier vergisst er teilweise vogelwild seine Beinarbeit, wodurch die Pässe wild gestreut werden. Auffällig, dass er im mittleren Feld (10-20 Yards von der Line of Scrimmage) am ehesten Probleme hatte. Diese Range ist inzwischen die wichtigste, weil häufigst-bespielte der Liga geworden. Lock wird ebenfalls früh vom Board gehen, weil das Angebot an Quarterbacks einfach schwach ist. Seine Entwicklung unter Druck wird entscheidend für seine Karriere in der NFL und das Team das ihn zieht sein.
Daniel Jones ist ein guter Short-Yardage Passer, der Zone Coverages underneath erkennt und zerpflückt. Er schafft es auch meist, den Ball so anzubringen, dass der Receiver Chacen auf Raumgewinn nach dem Fang hat. Sein Verhalten unter Druck ist ordentlich, wobei er gerade mit sinnvollen Bewegungen in der Pocket immer wieder Zeit erkauft. Dazu ist er schön groß und auch als Runner eine Gefahr. Soweit zur Habenseite. Jetzt die Schwachpunkte: Je tiefer er werfen muss, desto mehr nähert sich seine Genauigkeit der eines Rasensprengers an. Dadurch steigt u.a. auch die Anzahl der Turnover. Außerdem lässt er sich sehr oft zu viel Zeit in der Pocket, was immer wieder in fatalen Sacks endet.
Nach den ersten drei Quarterbacks macht die Klasse einen großen Sprung. Daniel Jones mag vielversprechende Skills besitzen, mehr als ein Quality Backup wird er aber nicht werden.
Will Grier ist eine absolute Wildcard, weil sein Tape unglaublich inkonstant ist. In guten Plays findet er seine Receiver teilweise downfield mit perfektem Deep Ball, nur um dann wenig später ohne größere Bedenken in tripple Coverage wirft. Dabei ist er besonders vor dem Snap weitentwickelt, was das Lesen und reagieren auf Defenses betrifft. Mit dem Ball in der Hand zieht er wiederum zu oft die falschen Schlüsse. Mal weicht er dem Passrush überragend aus, nur um ihn im nächsten Play komplett zu übersehen und einen völlig unnötigen Sack/Hit einzustecken.
Griers Technik und Decision Making variieren zu stark, um hier wirklich eine finale Evaluation tätigen zu können. Eins steht jedoch fest: In der NFL kommt er so nicht weit. Sollten aber Coaches seine guten Plays dauerhaft zum Vorschein bringen können, wird Grier zu den besseren Startern der Liga zählen. Allein der Glaube daran fehlt mir.
Quarterback Sleeper. Gibt es so etwas überhaupt? Marcus McMaryion von Fresno State wird selten im Kreise der potentiellen Backups genannt. Dabei fällt er mit seinem Gamemanager-Charakter durchaus in so manches Anforderungsprofil. So lang er nicht tief werfen muss, ist ein Lateround Pick den Versuch wert.