- Week 15: Vikings (9-4) @ Chargers (5-8)
Sonntag, 15.12., 22:05 Uhr
Dignity Health Sports Park
Die Regular Season neigt sich gen Ende und in der NFC herrscht ein brutales Rennen um die Playoffplätze. Vor Week 15 sind die Vikings auf dem sechsten Seed platziert. Ein Sieg (plus Tiebreaker) hinter den Divisionführenden aus Green Bay und ein Sieg vor den LA Rams. Die Playoffs liegen somit in eigener Hand, aber noch lange nicht in trockenen Tüchern. Umso wichtiger ist ein konzentrierter Auftritt im Spiel gegen die Chargers. Laut ESPNs Brian Burke beinhaltet das Matchup einen 22 prozentigen Playoffswing. Die Vikings haben demnach bei einem Sieg eine um 22% höhere Chance in die Playoffs zu kommen, als bei einer Niederlage. Also ist das letzte Nicht-Divisional Game der Regular Season keines zum Ausruhen und Zurücklehnen.
Los Angeles steht nach einer enttäuschenden Saison bei einem Record von 5-8. Dass das Team besser ist als es der Record widerspiegelt, zeigt alleine der Fakt, dass alle Niederlagen mit maximal sieben Punkte Differenz verloren wurden. Man hat also nicht mal ein Spiel mit zwei Scores verloren und nach Punktedifferenz ist man eher ein 8-5 Team.
CHARGERS WAFFEN: GEFÄHRLICH UND VIELFÄLTIG
Die stärkste Unit des Gegners ist dessen Passing Offense. Insbesondere das Receiving Corps ist elitär. Das WR-Duo Keenan Allen und Mike Williams ist eines der besseren in der Liga, Hunter Henry ist ein Top10 Tight End, der unerklärlicherweise immer noch unter dem Radar der Öffentlichkeit fliegt, und Austin Ekeler hat gute Argumente sich dieses Jahr als den besten Receiving Back der NFL zu nennen. Dieses Quartett kann jeder Defense wehtun und wird vermutlich auch Schaden gegen die Vikings anrichten. Derweil absolviert Altstar Philip Rivers eine inkonstante Spielzeit. Da gibt es Partien, in denen er immer noch zur Elite der Liga gezählt werden muss (Week 5 @Miami, Week 8 @Chicago & letzte Woche @Jacksonville) und dann aber auch absolute Stinker, wie etwa die Wochen 10 @Oakland und 11 gegen Kansas City. Trotz Inkonstanz zieht sich jedoch ein Attribut konstant durch die Saison: Rivers ist besonders gut, wenn die gegnerische Defense blitzt. Das liegt wohl zum einen am großen Erfahrungsschatz des 38-Jährigen und zum anderen am Offensive Scheme der Chargers, welches es dem Quarterback erlaubt den Ball sehr schnell loszuwerden. Von 28 qualifizierenden QBs, wirft Rivers nach durchschnittlich 2.50 Sekunden den Ball am sechstschnellsten los. Zum Vergleich: Kirk Cousins benötigt von allen am längsten (2.83 Sekunden). Was natürlich auch darin begründet ist, dass Rivers zu den klassischen (unbeweglichen) Passern gezählt werden muss und er nahezu ausschließlich aus der Pocket agiert. Obwohl er den Ball so kurz hält, ist er mit 9.0 AIY (Average Intended Air Yards) einer der aggressivsten Quarterbacks der Liga, was auch am vertikal-aggressiven Scheme von Offensive Coordinator Ken Whisenhunt liegt.
UNGLEICHES DUELL AN DER LINE OF SCRIMMAGE
Die Offensive Line ist die große Schwachstelle der Chargers. Mit Ausnahme von Left Guard Michael Schofield lässt die Gruppe schlicht oft NFL-Niveau vermissen. Right Tackle Sam Tevi gegen Danielle Hunter ist eventuell das unfairste Duell des gesamten Spieltags und Center Scott Quessenberry, sowie Left Guard Dan Feeney sind so große Problemzonen in Passprotection, dass selbst der lahme inside Passrush der Vikings Druck erzeugen könnte.
Auf die Schwächen der Chargers reagierend, erwarte ich einen passiven Gameplan der Vikings Defense. Minnesota sollte genug Druck über die Defensive Line erzielen und so auf Blitzing weitestgehend verzichten. Die Linebacker werden gegen Henry und Ekeler, aber besonders in Zonecoverage gebraucht, sodass unsere Cornerbacks in den schweren Matchups gegen die Wide Receiver Hilfe bekommen. Diese Offense ist gefährlich und wird wegen der starken Passempfänger zu Punkten kommen. Aus Fan-Sicht macht das Duell an der Line of Scrimmage, die Tatsache, dass unsere Defense gegen Pocket Passer meist deutlich besser aussieht und dass die Chargers immer wieder den Run etablieren möchten, obwohl sie über den Pass klar effizienter sind, Hoffnung. Dennoch bleibt festzuhalten: Unsere Defense erwartet keine leicht Aufgabe.
LA: Ein gutes Matchup für die Vikings Offense?
Die Defense des Gegners hat zwar nicht die eine eklatante Schwäche, kann aber über multiple Wege attackiert werden. In den Trenches gibt es gleich mehrere interessantere Duelle zu betrachten. Brian O’Neill wird es gegen Joey Bosa mit einem der besten Edge-Defender der Saison zu tun bekommen. Ich erwarte, dass der Right Tackle regelmäßig Hilfe von Nebenmann Josh Kline oder einem Tight End bekommt. O’Neill spielt solide, doch Bosa agiert auf einem anderen Level. Das Duell Riley Reiff gegen Melvin Ingram läuft dagegen eher auf Augenhöhe und ist möglicherweise einer der X-Faktoren im Spiel. Ob Reiff im Eins-gegen-Eins dauerhaft seinen Mann stehen wird, ist der entscheidende Faktor für eine funktionierende Pocket für Cousins. Denn die inside Passprotection der Offensive Line ist zwar die größte Schwachstelle Minnesotas, doch die Chargers haben kaum jemand der daraus Kapital schlagen könnte. So sollten die Vikings einen ungewohnt konservativen Ansatz wählen: Mit weniger Rollouts und mehr Passing Designs aus der Pocket.
Mit Kyzir White hat der Gegner nur einen ordentlichen Coverage Linebacker. Thomas Davis und Denzel Perryman spielen beide weit unter ihren Möglichkeiten und sollten so Minnesota wieder einmal ermutigen, Tight Ends und Running Backs ins Passspiel zu involvieren. Allerdings spielen die Chargers gerne mit einer „leichten“ Dime Defense. Dabei verlassen zwei Linebacker das Feld und man agiert mit zwei zusätzlichen Defensive Backs, um so den Pass besser verteidigen zu können. Da Los Angeles eine gute Tiefe im defensiven Backfield aufweist, sollte Minnesota bemüht sein, die Chargers zu Formationen mit mehr Linebackern und weniger Spielern in der Secondary zu „zwingen“. Etwa durch Pässe in 1st Downs, um so in keine eindeutigen Passingsituationen – wie etwa 3rd&long – zu gelangen und weiterhin Matchup-Vorteile gegen diese Linebacker kreieren zu können.
Thielens dringend benötigte Rückkehr gegen eine starke Secondary
Alles deutet auf ein Comeback Adam Thielens nach überstandener Harmstring-Verletzung hin, was gegen die Chargers so wichtig wie gegen kaum ein anderes Team wäre. Denn No.1 Cornerback Casey Hayward spielt eine überragende Saison und hat schon so manchen gegnerischen Star Receiver für ein komplettes Spiel kaltgestellt. Sein Counterpart auf der gegenüberliegenden Seite, Michael Davis, ist dagegen eine Schwachstelle. Mit Thielen kann dieses Matchup gezielt attackiert werden, da Heyward nun mal nicht beide decken kann. Slot Corner Desmond King kann nicht ganz an seine Glanzleistungen der letzten beiden Saison anknüpfen, ist aber immer noch einer der gefährlichsten Blitzer der Liga. Besonders unsere Running Backs erwartet hier eine schwere Aufgabe in Pass Protection.
Hinter den Cornerbacks wartet das vielleicht beste junge Safety-Duo der NFL. Derwin James ist nach überstandenem Armbruch zurück und einer der vielseitigsten Spieler überhaupt. Der 23-Jährige glänzte bereits in den beiden zurückliegenden Spielen, sei es als Run-Defender, Blitzer oder in Coverage: James ist meist in der nähe des Balles und immer für ein wichtiges Play gut. Free Safety Rayshawn Jenkins wird weniger rumgeschoben und konzentriert sich meist auf das was er am besten kann: Den tiefen Pass zu verteidigen.
Diese Secondary ist nicht zu unterschätzen. Umso wichtiger wird es den Ball in den frühen Downs effizient zu bewegen und mit multiplen TE-Sets im Passing-Game zu attackieren. Wie bereits oben beschrieben, kann ich mir einen Ansatz mit etwas weniger Rollouts vorstellen, Play Action und Screens sollten aber weiterhin hoch frequentiert genutzt werden. Adam Thielens Rückkehr ist essentiell und trotzdem muss Cousins den Ball auf verschiedene Anspielsituationen verteilen, denn der grundsätzliche Ansatz zu großen Teilen mit nur zwei Wide Receivern zu agieren, scheint auch gegen die Chargers erfolgversprechend. Daher erwartet die Vikings Offense zwar keine leichte, aber eine insgesamt lösbare Aufgabe um genug Punkte zu generieren.
Ein Spiel auf Messers Schneide
In einem spannenden Matchup gehen die Vikings als leichter Favorit ins Rennen. Im Stadion der Chargers haben meist die gegnerischen Fans die Überhand, sodass man kaum von einem Auswärtsspiel sprechen kann. Erneut stellt das Matchup zwischen den gegnerischen Wide Receivern und den eigenen Cornerbacks ein Problem für die Wikinger da. Ich bin dennoch optimistisch, dass unsere Nordmänner erfolgreich das Spiel bestreiten werden, da Los Angeles Probleme mit dem (hoffentlich) kreativen Passing Game auf Tight Ends und Running Backs haben wird und ich von Offensive Coordinator Kevin Stefanski einen modernen Gameplan mit Pässen in frühen Downs und reichlich Playaction-Elementen erwarte.
Tipp: Vikings 30:26 Chargers
Stats:
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